Wer segeln lernen möchte, der muss sich zuerst mit den Windrichtungen auseinandersetzen. Je nachdem, aus welcher Richtung der Wind kommt, sind die Segel anders zu setzen. Beim Mitsegeltörn kannst du dich zwar voll und ganz auf den Skipper verlassen, doch vielleicht möchtest du dich aktiv miteinbringen, da schadest es nicht, wenn du dich vorab bereits einmal mit den Windkursen auseinandersetzt.
Beim Segeln gibt es nicht nur “den Wind”, sondern vielmehr drei verschiedene Winde. Der wahre Wind ist der Wind, der tatsächlich herrscht und den wir spüren können, wenn wir still stehen. Der Fahrtwind ist der Wind, den wir bemerken, wenn wir uns bewegen. Der dir durch die Haare und um die Ohren weht. Unseren Kurs beim Segeln richten wir nach dem scheinbaren Wind, welcher eine Kombination aus beidem ist.
Woran erkennen wir nun in Fahrt, woher der scheinbare Wind kommt? Die meisten Segelboote haben einen Windanzeiger oben auf der Mastspitze, den sogenannten Verklicker. Je nach Modell zeigt dieser mit seiner Pfeilspitze genau in den scheinbaren Wind oder ein kleines Fähnchen zeigt in die Richtung, in die der scheinbare Wind weht. Allerdings nur wenn wir segeln! Im Hafen, wenn das Boot ruhig liegt und der Fahrtwind fehlt, zeigt er den wahren Wind an.
Die Kurse zum Wind
Im Wind
Das ist die Position, wenn das Boot mit dem Bug zum Wind steht. In dieser Position füllen sich die Segel nicht mit Wind, sie flattern. In der Fachsprache heisst das killen. So ist kein Vortrieb möglich. Ein Ziel, das in diesem Wind-Sektor liegt, kann nur durch Kreuzen angelaufen werden.
Nicht nur werden deine Segel beim Flattern sehr in Mitleidenschaft gezogen, sondern auch du. Besonders wenn es windiger ist, stellt die killende Fock (Vorsegel) bzw. das Herumschwingen des Baumes eine Gefahr für die Segler dar. Gerade für Neulinge im Segelsport produziert diese Situation, aufgrund des Flatterns und der Unberechenbarkeit des Segels, viel Stress und Unbehagen. Um deine Hauptsegel hochzuziehen (Segel setzen) bzw. herunterzuholen (Segel bergen) muss dein Boot allerdings in Windrichtung zeigen.
Am Wind
Beim Am Wind-Kurs wird – wie es uns der Name schon sagt – am Wind gesegelt und der Wind kommt von schräg vorne. Der Einfallswinkel des scheinbaren Windes beträgt weniger als 90°. Der kleinste noch segelbare Winkel wird hoch am Wind, hart am Wind oder gegenan genannt. Auf diesem Kurs ist man zwar nicht besonders schnell, dafür hat das Boot die meiste Krängung. Die Segel sollten beim Am Wind-Kurs so dicht wie möglich genommen werden.
Kurse am Wind sind notwendig, wenn der Generalkurs (der Weg zum Ziel) gegen die Windrichtung liegt. In diesem Fall müssen Boote gegen den Wind aufkreuzen, d. h. einen Zickzackkurs gegen den Wind laufen. Je härter gegen den Wind ein Boot laufen kann, desto weniger verlängert sich die Strecke durch den notwendigen Winkel.
Halber Wind
Wenn wir vom Am-Wind-Kurs mit dem Bug weiter vom Wind abdrehen (abfallen) erreichen wir den Halb-Wind-Kurs. Halber Wind bezeichnet einen Kurs, bei dem der Verklicker ungefähr rechtwinklig ausweht, der scheinbare Wind also mit ungefähr 90° einfällt. Die Segel sollten beim Halbwind-Kurs “halb offen” stehen, also etwa auf der Kante des Bootes.
Der Halbe Wind Kurs ist für viele Segler der spassigste Kurs. Die Segel sind gut gefüllt, das Boot bekommt eine angenehme Schräglage und man muss sich nicht mit dem effektiven Segeln von A nach B beschäftigen. Mit dieser Windrichtung wird das Segelboot am schnellsten!
Raumwind
Beim Raumwind-Kurs (auch Raumschots-Kurs genannt) kommt der Wind von schräg hinten. Wichtig ist, dass die Segel relativ weit gefiert, also offen sind. Der Raumwind-Kurs ist etwas für alle Segler, die keine Krängung mögen, also nicht so gerne in Schräglage segeln, denn hier liegt das Schiff relativ ruhig im Wasser.
Vorwind
Vor dem Wind heisst ein Kurs, bei dem der scheinbare Wind von achtern, also genau von hinten, einfällt. Hierbei haben Fahrzeug und wahrer Wind (und somit auch der scheinbare Wind) die gleiche Richtung. Beim Vorwind-Kurs sollten die Segel weit geöffnet (gefiert) werden, damit so viel Wind wie möglich eingefangen wird. Die Segel können hier auf Backbord (links) oder Steuerbord (rechts) stehen, oder sogar jeweils auf den entgegengesetzten Seiten stehen (Butterfly).
Bei diesem Kurs besteht die Gefahr einer Patenthalse (der Grossbaum schlägt unkontrolliert über Deck, z.B. durch Winddreher oder Unaufmerksamkeit des Steuermanns.) Daher wird bei diesem Kurs der Grossbaum durch eine Schot (Bullentaille) gesichert.
Um achterlichen Winden möglichst viel Angriffsfläche zu bieten, werden auf Raumschots- und Vorwindkursen auch gerne grosse, bauchige Spezialsegel, wie z. B. Spinnaker oder Gennaker eingesetzt.